
Kirchendämmerung
Vom Sakral- zum Profanbau – wie weiter mit aufgegebenen Kirchenbauten?
Die Volkskirchen unterliegen in Deutschland - wie auch in vielen anderen europäischen Ländern - unweigerlich einem stetigen Wandel, der weitreichende Veränderungen zur Folge hat. Die
Mitgliederzahlen nehmen seit Jahrzehnten kontinuierlich ab - aktuell verzeichnen die Volkskirchen so viele Austritte wie nie zuvor. Waren in Deutschland 1950 noch über 96 Prozent der Bevölkerung
Mitglied der katholischen oder evangelischen Kirche so waren es 2022 lediglich noch etwa 48 Prozent. Somit sind hierzulande erstmals mehr Menschen außerhalb als innerhalb der christlichen
Gemeinschaften.
Die Gründe für diese Entwicklungen sind vielfach: ein grundsätzlicher Vertrauensverlust und gesellschaftlicher Bedeutungsverlust der Institution Kirche, der demographische Wandel und eine
zunehmende Individualisierung und Säkularisierung der Gesellschaft sind einige. Zweifelsfrei ist, dass die Zeit der christlichen Kirchen als Volkskirchen der Vergangenheit angehört.
Wir stehen somit vor der Situation, dass sich eine deutlich verringerte Anzahl an Kirchenmitgliedern sowie einhergehend immer geringer werdende Einnahmen aus der Kirchensteuer und eine große Zahl
an Kirchenbauten gegensätzlich gegenüberstehen. Gemeinden sind zunehmend nicht mehr in der Lage, den hohen wirtschaftlichen und zeitlichen Aufwand für die Unterhaltung ihrer Kirchengebäude zu
leisten. Die Folge ist die Aufgabe von Kirchengebäuden.
Was hat der Wandel der Volkskirchen mit uns in Lübeck zu tun?
Auch in Lübeck wird derzeit in eine rege Debatte geführt, welche Kirchen und Kirchenbauten künftig für die Gemeinden erhalten bleiben und welche hinsichtlich ihrer religiösen Nutzung aufgegeben
werden – wovon insbesondere Kirchen aus den Nachkriegsjahren in den vorstädtischen Quartieren unserer Stadt betroffen sind. Hieraus ergeben sich zahlreiche Fragestellungen: Welche Kirchen stehen
zur Disposition? Welche Bedeutung haben diese baukulturell und stadträumlich für ihr jeweiliges Quartier? Wie könnte die Zukunft der Kirchenbauwerke / wie gelungene Kirchenkonversion aussehen? .
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Aus Sicht des ArchitekturForumLübeck ist es wichtig, dass bei den Diskussionen und Überlegungen zur Zukunft der Lübecker Kirchen auch die erforderliche Debatte über die baukulturellen,
stadtsoziologischen und stadträumlichen Belange geführt wird. Daher haben wir im Jahr 2024 unter dem Titel „Kirchendämmerung“ einen „ArchitekturSommer“ initiiert und uns in zahlreichen
Veranstaltungen dem Thema gewidmet. Darüber hinaus hat das ArchitekturForumLübeck mit seiner VHS-Vortragsreihe im Herbst 2024 unter dem Titel „Kirchen.Räume.Wandel“ einen Blick in die Zukunft
geworfen und in vier Vorträgen interessante und gute Beispiele der Umnutzung von Kirchengebäuden aufzeigen können.
Die vielfältigen Impulse im Rahmen unserer Veranstaltungen und Vorträge haben die Relevanz des Themas der Nutzungsaufgabe von Kirchenbauten für uns als gesamte (Stadt-) Gesellschaft bestärkt und
zudem deutlich gemacht, dass eine weitergehende fachliche Debatte dringend geboten ist. Um hierzu beizutragen, hat das ArchitekturForumLübeck die umfängliche Beschäftigung mit der Thematik im
Rahmen der Publikation "Kichendämmerung" dokumentiert und reflektiert.
Die Publikation "Kirchendämmerung" des ArchitekturForumLübeck ist nun erschienen!
Erhältlich ist diese bei der Buchhandlung maKULaTUR in der Hüxstraße oder auf Anfrage bei uns.
Die Schutzgebühr beträgt 5 Euro.
Vielen Dank an alle, die durch ihre Mitwirkung und ihre inhaltlichen Beitrage diese Publikation ermöglicht und bereichert haben! Ein herzlicher Dank gilt zudem der Possehl-Stiftung, die mit ihrer
großzügigen Unterstützung den Druck möglich gemacht hat!